Biografie
Meine Quelle der Musik
„Gerne höre ich der Amsel auf dem Baum zu: die Dringlichkeit ihres Singens kann ich tief nachempfinden. Als Kind sang ich ohne Unterlass, weil es in mir drinnen nur so sprudelte. Bis heute darf ich diese Quelle der Musik anzapfen, strebe nach der Authentizität, die ich aus meiner Kindheit kenne.“
Ein persönliches Interview
Das persönliche Interview mit Radio Klassik 2019 Wien.









Die Schweizer Sopranistin ...
Auf der Opernbühne
Ihr Bühnendebüt als Sofia in Rossinis Il signor Bruschino gibt Martina Janková, gerad mal 20-jährig, im Teatro Lauro Rossi in Macerata, einer Koproduktion mit dem Nationaltheater Prag. Es folgen ein Studium an der Basler Musikakademie und anschließend eine Ausbildung am Internationalen Opernstudio der Zürcher Oper, wo sie von 1998 bis 2020 als Ensemblemitglied und später als Gast zahlreiche Rollen verkörpert – unter anderem in den drei Da-Ponte-Opern von Mozart unter Franz Welser-Möst, die als Gastspiele auch in Amerika grosse Beachtung finden. In diese äußerst intensive Zeit fallen ebenfalls zahlreiche Gastauftritte und Konzerttourneen, in denen sich die Künstlerin in allen drei Sparten – Opernbühne, Konzertsaal, Rezitalpodium – gleichermassen profiliert.
So gestaltet sie – um nur einige Stationen ihres Wirkens herauszugreifen – an der Scala di Milano die Bellezza in Händels Il trionfo del Tempo e del Disinganno und im Grand Théâtre Genève die Doppelrolle der Drusilla/Fortuna in Monteverdis L’incoronazione di Poppea. Wiederholt tritt sie auch bei den Salzburger Festspielen auf, unter anderem als Susanna in Le nozze di Figaro, als Despina in Cosi fan tutte oder Aminta in Il re pastore. Den königlichen Hirten verkörpert sie auch anlässlich einer Europa-Tournee mit William Christie und seinen Arts Florissants, die ans Lucerne Festival führt. Mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst debütiert sie als Mélisande in Debussys Pelléas et Mélisande. Hinzu kommen zahlreiche Auftritte beim Styriarte Festival Graz, am Théâtre des Champs-Élysées, am Theater an der Wien, sowie an der Staatsoper und im Nationaltheater Prag.
Im Konzertsaal
Ebenso gefragt ist die vielseitige Sängerin auf den Konzertpodien Europas und in Übersee. Die Zahl der Orchester, mit denen sie auftritt, ist beeindruckend. Zu nennen sind beispielsweise die Berliner, die Münchner, die Tschechische und die Israel-Philharmonie, aber ebenso das Gewandhausorchester, das Bayrische Rundfunkorchester, The Cleveland Orchestra sowie die Symphony Orchestras von Atlanta und São Paulo. Inspirierende Zusammenarbeit erfolgt mit namhaften Dirigenten wie John Eliot Gardiner, Neville Marriner, Simon Rattle, Wolfgang Sawallisch, Natalie Stutzmann, Iván und Adam Fischer, Trevor Pinnock, Riccardo Chailly u. a. m.
Auf dem Liedpodium
Regelmässig widmet sich Martina Janková der Interpretation des Lieds. Auftritte in der Londoner Wigmore Hall, an den Salzburger Festspielen, am Prager Frühling Festival, dem Rheingau Festival und dem Styriarte Festival Graz sowie an der Zürcher Oper unterstreichen dieses Engagement für die intime Kunst des Liedgesangs. Was sich auch in 7 Lieder-CDs niederschlägt, welche die Entwicklung des Liedes vom 18. bis ins 20 Jahrhundert nachzeichnen.
... mit tschechischen Wurzeln
Obwohl Martina Janková seit mehr als dreissig Jahren mit ihrer Familie in der Schweiz lebt, bleibt sie, die in Orlová nahe der polnischen Grenze aufwuchs, ihrer tschechischen Heimat und dem slawischen Kulturerbe sehr verbunden. So gilt denn ihre Leidenschaft – und ihr Herzblut! – immer wieder der Aufführung der Werke aus der Feder von böhmischen Komponisten, die, mit Ausnahme von Jan Dismas Zelenka, zum Teil und zu Unrecht weniger bekannt sind: Václav Jan Tomášek, Josef Mysliveček, Jan Václav Voříšek, Jan Václav Kalivoda, Josef Antonín Štěpán, Antonín Josef Rejcha oder Leopold Koželuh, dessen einzige erhaltene Oper Gustav Wasa, 200 Jahre lang im Archiv geschlummert hatte. Zusammen mit dem Helsinki Baroque Orchestra darf sie 2018 in einer legendären Produktion am Musiikkitalo, Helsinki, zur Wiedererweckung dieses heroischen Musikdramas beitragen.
Wirklich zu Hause, im mährischen Dialekt, fühlt sich Martina Janková in der Titelpartie von Janáčeks Oper Das schlaue Füchslein. Diese Paraderolle der Füchsin Schlaukopf verkörpert sie mit Witz und Charme an der Zürcher Oper, am Grand Théâter Genève und auf Tournee mit dem Cleveland Orchestra in USA, in Wien, Luxemburg sowie, konzertant, in München mit dem Bayrischen Rundfunkorchester.
Zwei ihrer Aufnahmen mit Liedern tschechischer Komponisten wurden mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet.
Historische Aufführungspraxis
Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Martina Janková mit dem Pionier der historischen Aufführungspraxis Nikolaus Harnoncourt und dessen Concentus Musicus.
Ausdruck von Offenheit und Interesse gegenüber historisch informierter Aufführungspraxis sind zahlreiche Konzerte und Opernproduktionen mit den renommiertesten Spezialisten und Ensembles der Szene, so etwa William Christie mit Les Arts Florissants, John Eliot Gardiner mit den English Baroque Soloists, Marc Minkowski und Christopher Hogwood mit La Scintilla, Andrea Marcon mit La Cetra, Ottavio Dantone und Roger Norrington mit dem Mozarteumorchester Salzburg, Diego Fasolis mit der Filarmonica della Scala, Václav Luks mit dem Collegium 1704, Marek Štryncl mit Musica Florea oder Jana Semerádová mit dem Collegium Marianum.
H.Purcell: Fairy Queen, Styriarte Festival, M. Jankova mit N.Harnoncourt, Concentus Musicus und Arnold Schönberg Chor.
«Das Wertvollste erhalten wir, indem wir es weitergeben»
Unter diesem Credo möchte Martina Janková ihr Können, ihre Erfahrung, aber auch Ihre Begeisterung für den Gesang einer kommenden Generation von Sängerinnen und Sängern weitervermitteln.
So leitet sie seit 2018 regelmässig Meisterkurse in Tschechien, Polen, der Schweiz und den USA. Und seit 2020 unterrichtet sie als Hauptfachdozentin an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Ihre ersten Absolventen beginnen bereits ihre Karrieren in Produktionen der Zürcher Oper und der Korea National Opera oder in Konzerten u. a. mit den Basler Madrigalisten oder dem Amsterdam Baroque Orchestra.
Aufnahmen mit Auszeichnungen
Martina Jankovás künstlerische Arbeit ist in zahlreichen CD- und DVD-Aufnahmen dokumentiert.